Was sind die Erfolgsfaktoren eines HR-IT-Auswahlprojektes in punkto Prozesse, Organisation, Standardisierung, …?
Besonders wichtig ist zunächst der Aufbau des richtigen Teams mit den richtigen Stakeholdern: IT, HR und natürlich die Geschäftsleitung, um immer wieder den Abgleich zu schaffen mit den Unternehmenszielen. Mit diesen direkt verbunden ist der Business-Case eines solchen Projektes: Was wollen wir erreichen und was könnten die Erfolgs-kriterien bzw. KPIs sein? Dazu muss man in der Regel zunächst die bestehenden Prozesse evaluieren und auf eine Art „Entdeckungsreise“ im Unternehmen gehen. Dabei stellt man meist fest, dass sich nicht alle Prozesse über SaaS abbilden lassen. Daher kommt den Themen Evaluation und Selection – also dem Blueprint für die künftigen Prozesse – eine entscheidende Rolle zu. Ebenso wichtig ist natürlich das Team auf der Käuferseite, mit dem man sich eng verknüpfen muss – in den mehr als 3000 Projekten, die wir bislang durchgeführt haben, hat sich dies bewährt.
Die Kontrolle eines solchen Projektes sollte immer durch eigens definierte KPIs erfolgen: Wie könnte der ROI aussehen, was sind die wirklichen Kosten und sind die Mitarbeiter wirklich eingebunden? Dies sind Fragen für das Unternehmen. Zugleich gibt es aber eine ganze Reihe an Fragestellungen im Umgang mit dem Kunden: die Erwartungen müssen richtig gemanagt werden, Rollen, Phasen und Verantwortlichkeiten definiert werden – dies sollte im besten Fall schon in der Sales-Phase stattfinden.
Welche Anforderungen stellen Sie an die ausschreibenden Unternehmen?
Der Markt für Talent Management Software ist vergleichsweise jung. Dennoch stellen wir fest, dass die Unternehmen immer „besser“ werden im Einkauf dieser Lösungen, weil sie sich intensiver damit beschäftigen. Wir bemerken auch, dass die strategische Bedeutung solcher Softwarelösungen immer stärker gesehen wird. An erster Stelle steht natürlich der Implementierungsansatz – also wann kann die Lösung wirklich produktiv sein – und welchen Impact hat sie bzw. wie mitarbeiterzentriert ist sie? Die Unternehmen erkennen aber auch zusehends, dass sie die relevanten Mitarbeiter – Fachbereich, Einkauf, IT – von Anfang an involvieren müssen, um zum einen die Anforderungen und Themen so detailliert wie möglich definieren zu können – Stichwort RFP – und zum anderen natürlich auch, um den Buy-in der Organisation abzuholen.
Viele Unternehmen beschäftigen auch von Anfang an die Lizenzkosten – also die Frage, welche Folgekosten ein Projekt verursachen könnte. Diese sind ja nicht immer in Stein gemeisselt. So ist die modulweise Implementierung statt einer kompletten denkbar oder der Start mit einzelnen Ländern oder Bereichen – auch hier sollte das Talent im Vordergrund stehen.
Was sind für Sie die typischen Phasen eines HR-IT-Auswahlprojektes?
Die klassischen Phasen hatte ich bereits zuvor kurz beschrieben, aber um das Wichtigste noch einmal aufzunehmen: Sie müssen sich absolut im Klaren über die Ziele sein, die die Organisation damit verfolgt. Als zweites erscheint mir sehr wichtig, sich den Freiraum zu geben, Dinge und Prozesse neu und anders zu denken.
Jeder, der ein solches Projekt plant, wird zunächst ein Anbieterscreening durchführen mit Hilfe eines Request for Information oder eines Request for Proposal – dies sind heute Standardvorgänge. Im Rahmen des Beauty-Contest werden dann in der Regel Preis und Funktionalitäten diskutiert, sowie Deep Dive Sessions durchgeführt, um Einzelaspekte der Leistungsfähigkeit der Lösung zu demonstrieren.
Immer bedeutsamer werden in diesem Zusammenhang die Themen Security und Datenschutz, außerdem muss man dem Unternehmen einen verbindlichen Zeitplan vorgeben.
Bei Cornerstone fokussieren wir darüber hinaus auf den Bereich Aftersales. Erwähnens-wert ist an dieser Stelle noch, dass wir mit unseren Client Success Managern jedem Kunden von Anfang an eine Art Coach zur Verfügung stellen, der den gesamten Prozess begleitet. Diese sind in der Regel HR-Profis, die länger in der Industrie gearbeitet haben und die Problemstellungen kennen.
Erwarten Sie noch ein Lasten- und Pflichtenheft?
Grundsätzlich werden Lastenhefte durchaus noch versendet. Im Rahmen von SoW (Statement of Work) reduzieren viele Unternehmen die Funktionalitäten dabei auf grundlegend erforderliche. Wir haben dazu ein Framework entwickelt, mit dem wir den Kunden den ganzen Prozess hindurch begleiten können. Statt langer Pflichtenhefte bevorzugen wir bei Cornerstone User Stories oder Cases – der Kunde sieht dann wirklich, was bei anderen Kunden umgesetzt wurde und kann besser entscheiden, ob das für ihn eine Option wäre.
Inwiefern unterscheiden sich diesbezüglich On Premise von Cloud-Lösungen?
Ganz gleich, welche Lösung ein Unternehmen nimmt: Das Talent sollte im Vordergrund stehen. Es geht also in erster Linie darum, eine möglichst passende Lösung zu finden.
Cloud-Lösungen haben natürlich den Vorteil, dass die Quarterly Releases und Updates leichter einzupflegen sind und sich der Community-Gedanke für das Unternehmen global leichter umsetzen lässt. Von daher kippt hier derzeit in Deutschland die Stimmung. Die Nutzer weichen ab vom Dogma der On-Premise-Lösung und wenden sich mehr und mehr dem Cloud-Thema zu – auch weil der Datenschutz heute geregelt ist. Cornerstone beispielsweise hat zwei neue Datencenter in Frankfurt und Paris eröffnet, um europäischen Richtlinien genüge zu tun.
Zudem ist es enorm wichtig, die Total Cost of Ownership zu klären und natürlich auch möglichst zügige und verbindliche Implementierungszeiten festzulegen.
Welche Themen erweitern den funktionalen und nicht-funktionalen Anforderungskatalog bei Cloud-Lösungen?
Die weichen Faktoren nehmen wir sehr ernst, daher bieten wir den Kunden User Meetings und Advisory Boards an, um sie immer auf Höhe zu halten. Funktional gibt es bei Cornerstone einige Funktionen, die ohne größeren Implementierungsaufwand freigeschaltet werden können wie beispielsweise Edge. Edge erlaubt über vorinstallierte Schnittstellen, eigene Angebote in das Gesamtsystem einzubinden – damit profitiert der Kunde von einer vereinfachten Anbindung zu den Tools von Cornerstone. Man kann damit den Datenpool oder die Funktionalität so erweitern, dass man beispielsweise über Analytics und Predictivte Lernangebote für einzelne Mitarbeiter vorgeschlagen bekommt.